Es war das Jahr 1911, als sich Hans Amslinger von Unterwurmbach nach Gunzenhausen zum Ortspfarrer Meister aufmachte, um die Taufe seiner Tochter anzusagen. Im Amtszimmer des Pfarrers entdeckte Amslinger ein Flügelhorn und fragt den Pfarrer, ob er denn dieses Instrument spielen könne. Der Geistliche war sehr erstaunt, dass jemand dieses Instrument kannte. Wie sich im Laufe des Gesprächs herausstellte, war Amslinger gebürtiger Ostheimer, der nach Unterwurmbach geheiratet und in seinem Heimatort bereits im 1908 gegründeten Chor das Spielen auf diesem Instrument erlernt hatte. Der Pfarrer entließ den jungen Pfarrer erst, nachdem dieser ihm das Versprechen abgenommen hatte, beim Aufbau eines Posaunenchors in Unterwurmbach behilflich zu sein.
Pfarrer Meister hat nun in dem damals recht sangesfreudigen Ort Unterwurmbach versucht, junge Männer zu finden, die sich für die Posaunenmusik begeistern ließen. Mit Erfolg, wie sich zeigte! Nun mussten für die Grundausstattung eines Posaunenchors die notwendigen Instrumente beschafft und bezahlt werden. Es war ein Glücksfall, dass sich in dem Eisenbahner Leonhard Wimmer ein großer Förderer dieses Vorhabens fand. Er finanzierte ein Flügelhorn und eine Zugposaune, bald danach ein Tenorhorn und ein Helikon. Aus kirchlichen Stiftungen wurden noch zwei Flügelhörner und ein Tenorhorn gekauft. Die Ausbildung der Bläser übernahm Pfarrer Meister selbst, die Proben fanden in seinem Pfarrhaus statt. Der Chronist schreibt, dass hierbei der Pfarrer trotz der Nähe zum Krankenhaus manchmal wie "wahnsinnig geschrien" habe.
Als der Geistliche einige Zeit später den Eisenbahner Wimmer auf die Rückzahlung der vorgestreckten Gelder ansprach, erwiderte dieser: "Lassen Sie's nur gut sein, Herr Pfarrer!" Wimmer machte jedoch zur Auflage, dass anlässlich der Hochzeit seiner Tochter der erste Auftritt des Posaunenchors erfolgen sollte. Diese Bedingung war Ansporn und Verpflichtung zugleich und im Jahre 1913 konnte der junge Chor diesen Wunsch erfüllen. Fortan spielte der Posaunenchor an allen hohen Festtagen, bei Beerdigungen und Hochzeiten. "Bestelltes Blasen" musste jedoch bezahlt werden.
Nach dem Weggang von Pfarrer Meister wollten die Bläser ohne Chorleiter zurechtkommen, doch schon bald kam man zu der Einsicht, dass es so nicht recht vorwärts ging. So sollte der Unterwurmbacher Schulmeister Michael Funk die Leitung des Chores übernehmen, aber dieser lehnte ab. Ein Musiklehrer namens Richard Böhm aus Gunzenhausen übernahm daraufhin für einige Zeit die Chorarbeit. Nach seinem Weggang führte Obmann Michael Ortner den Chor, bis 1938 Hauptlehrer Karl Schmidt die Leitung übernahm. Bis in das Kriegsjahr 1940 konnte so der Chor "zum Lobe Gottes und zur Erbauung der Gemeinde" spielen. Danach musste der Chor leider sein segensreiches Wirken einstellen, da bis auf drei Bläser alle zum Militärdienst eingezogen wurden.
Nach dem Krieg war es Herbert Nürnberger, ein nach Unterwurmbach eingeheirateter Musiker, der durch sein abendliches Trompentenspiel bei etlichen Wormern den Wunsch erweckte, die Posaunenchorarbeit wieder aufleben zu lassen. Von Pfarrer Heim deswegen angesprochen, erklärte sich Nürnberger bereit, die Aufgabe in Angriff zu nehmen. So lehrte er den damals 15-jährigen Fritz Meierhuber und Eduard Ehmann das Flügelhornblasen. In der Folgezeit erlernten weitere junge Burschen das Spielen eines Instruments. Von den älteren Bläsern wollten einige aus Altersgründen nicht wieder anfangen, andere waren wegen "Zahnverlust" nicht mehr in der Lage zu spielen. Doch schon im April 1946 konnte der wieder erstarkte Chor an die Öffentlichkeit treten, interessanterweise wieder anlässlich einer Hochzeit. Allerdings ohne Tuba, war sie doch durch die Besatzungsgruppen "vollkommen ruiniert" worden.
Im Frühjahr 1948 wurde das 35-jährige Chorjubiläum mit einem Bläsertreffen der Chöre aus dem Landkreis begangen. Die Währungsreform im gleichen Jahr brachte den Posaunenchor in finanzielle Schwierigkeiten und so musste jeder Bläser ein Jahr lang wöchentlich eine Spende von 10 Pfennig entrichten. Als Chorleiter Herbert Nürnberger sein Amt niederlegte, begann für die jungen Bläser eine schwierige Zeit. Pfarrer Weck konnte aber die Bläser motivieren, nicht aufzugeben. Heinrich Würth hieß nun der neue Chorleiter. Sein Nachfolger war 1953 Eduard Ehmann. 19 Bläser wirkten zu dieser Zeit im Chor. Zwei Jahre später übernahm Adolf Kettler den Dirigentenstab und Hermann Ortner die Kasse.
Als ein besonderes Ereignis blieb der 15. Landesposaunentag am 1. und 2. Juli 1957 in Gunzenhausen in Erinnerung, wurden doch an diesem Wochenende 86 Bläser aus ganz Bayern in Unter- und Oberwurmbach beherbergt.
Bis zum Jahr 1960 fanden die Chorproben abwechselnd in den Wohnstuben der einzelnen Chormitglieder statt. Dann erhielt der Chor einen Übungsraum im alten Kindergartengebäude. Karl Engelhardt war nun Obmann, Kassier und Schriftführer in einer Person. Ein erneuter Wechsel in der Leitung des Chores bahnte sich an, als Adolf Kettler nach Oettingen heiratete. Wilhelm Leykauff trat seine Nachfolge an. Mit großen Engagement wurden wieder etliche junge Männer in die Kunst des Posaunenblasens eingeweiht. Im Herbst 1968 übernahm Manfred Pappler den Chor, sodass Leykauff die geschwächten Tenorstimmen verstärken konnte. Nach dem Rücktritt Papplers 1975 übernahm wiederum Wilhelm Leykauff die Chorleitertätigkeit.
In der Zwischenzeit, 1973, wurde der neue Kindergarten mit Gemeindezentrum eingeweiht und der Chor bekam nun einen schönen Übungsraum. 1977 wurde Karl Kammerer zum Obmann gewählt und Hans Mark fungierte nun als Schriftführer. In diesem Jahr nahm der Chor erstmals Mädchen auf, Inge Brunner, Christine Luther und Marion Weiß waren die mutigen. Als 1982 Chorleiter Leykauff zurücktrat, übernahm der Organist und Leiter des Kirchenchors Eduard Ehmann das Amt. In seine Nachfolge trat 1985 Armin Kitzsteiner, der die Leitung über 25 Jahre innehaben sollte.
Im Jahr 1983 wurde das 70-jährige Bestehen mit den Chören aus Gunzenhausen, Aha und Stetten gefeiert und in einem Festakt vor dem Gasthaus Loy gewürdigt. In den folgenden Jahren wurden vielfältige Aktivitäten entwickelt, galt es doch zwei große Ereignisse vorzubereiten: das 75-jährige Gründungjubiläum des Chores im Jahr 1988 und die 750-Jahrfeier unseres Ortes 1989. Eine größere Anzahl von Jungbläsern wurde ausgebildet. Die Chorgemeinschaft erfuhr durch die nun jährlich stattfindenden und hervorragend organisierten Fahrradtouren in die nähere und weitere Umgebung unserer Heimat großen Zuspruch. In dieser Zeit wurde auch aus den Reihen der Bläser eine Volksmusikgruppe, die "Wormer Musikanten" gegründet. Sie ist heute eine eigenständige Gruppe. Die mit dem Pflaumfelder begonnene freundschaftliche Verbindung mündete in zwei gemeinsame Proben je Winterhalbjahr und brachte wertvolle Anregungen für die Chorarbeit.
1988 wurde das 75-jährige Gründungsfest unserer Posaunenchores begangen. Mit Serenade und Festakt wurden die Feierlichkeiten am Vorabend auf dem Kirchplatz eingeleitet und fanden mit dem 18. Bezirksposaunentag des Dekanats Gunzenhausen ihren Höhepunkt. Landesposaunenwart Konrad Köstner und Bezirkschorleiter Alfred Schmidt leiteten die vereinigten Chöre, die Festpredigt hielt Pfarrer Rainer Firck. Damals wie heute musste diese Großveranstaltung mangels geeigneter Räumlichkeiten in einem Festzelt abgehalten werden.
1991 übernahm Karl Kleemann die Kasse, seit 2014 ist Marco Fasold Kassier. 1994 gab Obmann Karl Kammerer die Verantwortung weiter an Manfred Engelhardt, 2006 trat Helmut Karl in seine Nachfolge und Richard Gebert ist seit 2010 in diesem Amt. 33 Jahre führte Hans Mark als Schriftführer die sehenswerte Chorchronik, seit 2010 ist Kathrin Reichenthaler hierfür zuständig.
Auch das 100-jährige Chorjubiläum wurde 2013 mit einem großen Fest begangen. Die Vorbereitungen erstreckten sich auf einen Zeitraum von über einem Jahr. Der Jubiläumschor war vor dem Festwochenende eine Woche im Dauereinsatz, um das Zelt aufzustellen und alles vorzubereiten. Als besonderes Schmankerl hatte der Posaunenchor die mainfränkische Kabarettgruppe "häisd 'n' däisd vomm mee" engangiert, die das zahlreich erschienene Publikum am Freitag begeisterte.
Der Samstag stand schließlich ganz im Zeichen der Serenade des Jubiläumschores. Trotz anhaltend kühlem und regnerischem Wetter war auch dieser Abend sehr gut besucht. Am Sonntag wurde schließlich der 40. Bezirksposaunentag im Dekanat Gunzenhausen mit über 250 Bläserinnen und Bläsern abgehalten. Den Festgottesdienst gestalteten Pfarrer Walter Steinlein und der frühere Ortsgeistliche, Dekan Hans-Martin Lechner. Der Bezirksposaunenchor stand schließlich unter der Leitung von KMD Dieter Wendel und Bezirkschorleiter Wolfgang Schnotz. Bei Kaffee und Kuchen klang das Festwochenende am Nachmittag aus.
Für den Reinerlös konnte der Posaunenchor eine neue Tuba anschaffen.
Im Oktober 2013 legte Armin Kitzsteiner nach fast 30 Jahren sein Amt als Chorleiter nieder. Seine Nachfolge trat das Trio Dieter Beck, Carolin Heid und Markus Sixtbauer an.
In den über 100 Jahren seines Bestehens leistete unser Chor vorbildliche Jugendarbeit und bildete viele Jungbläser aus, von denen aber jeweils immer nur wenige dem Chor erhalten blieben. Andererseits konnte der Chor schon viele Mitglieder für 25, 40, 50, 55 und 60 Jahre treuen Bläserdienst auszeichnen. In bis zu 100 Zusammenkünften im Jahr treffen sich unsere engagierten Bläserinnen und Bläser zu Proben und Auftritten. Ihr Wirken ist zu einem festen Bestandteil des dörflichen Lebens geworden. Sorge bereitet bisweilen das Blasen bei Beerdigungen, wird es doch immer schwieriger, ein klangvolles Posaunenchorspiel mit ausreichender Besetzung in jeder Stimmlage zu ermöglichen.
Ein herzlicher Dank gilt allen, die den Wormer Posaunenchor seit seinem Bestehen aktiv unterstützt haben und auch in Zukunft unterstützen werden.
Möge sein Lobpreis auch die nächsten 100 Jahre zu hören sein, getreu dem Mott: "Gott loben, das ist unser Amt!".